TheaterPACK
© Leipziger Volkszeitung, 10. Juli 2015

Ein Vergnügen für alle Beteiligten
Gelungene Premiere vom Theater Pack am Mittwoch mit Molières "Die gelehrten Frauen" in der Arena am Panometer

Von Juliette Gramaglia


Ist es heute noch möglich, ein Stück zu inszenieren, das sich gegen die Emanzipation der Frauen richtet? Denn das macht das selten aufgeführte Stück Molières, "Die gelehrten Frauen", das am Mittwoch Sommertheater-Premiere in der Arena am Panometer gefeiert hat. 

Der hoch unbegabte Poet Trissotin hat die Hausfrau Philaminte, ihre Tochter Armande und ihre Schwägerin Bélise mit seinen Worten verführt. Nach dessen Vorträgen halten sich die drei Frauen für hochgebildet - und machen sich zum Narren. Dagegen will Henriette, die jüngere Tochter, nur ihren geliebten Clitandre heiraten. Es kommt zum offenen Konflikt zwischen dem Hausmeister Chrysale, von seinem Bruder Ariste unterstützt, und den drei "Gelehrten", die Henriette mit Trissotin, der eigentlich das Geld der Familie begehrt, verheiraten möchten, bis seine Heuchlerei enthüllt wird, und Henriette Clitandre heiraten darf. 

Das Ensemble des Theater Pack bestreuselt das Stück in der Inszenierung von Frank Schletter mit unterhaltsamen gespielten und gesungenen Details. In einem schlichten Dekor - Tisch, zwei aufgehängte weiße Bettlaken und ein Eisen-Hahn als Anspielung auf Frankreichs Wappentier - entwickelt jeder Schauspieler neben seiner wie selbstverständlich wirkenden Wiedergabe des alten Textes in Reimform eine eigene Gestik, die ihn unverwechselbar macht. Besonders bemerkenswert ist die Leistung Marko Taubmanns, der mit großer Spielfreude die tyrannische Hausfrau Philaminte verkörpert: Unruhig, fast neurotisch herrscht sie über das Haus. Dass sie von einem Mann gespielt wird, vergisst man sehr schnell - bis er in die Rolle des Gelehrten Vadius schlüpft und seinen Habitus im Handumdrehen verändert.

Ein gefällig-leichtes Stück, das aber eine zweifelhafte Moral predigt, denn am Ende bleiben die Frauen aus jeder Wissenschaft ausgeschlossen. Wie also setzt man sich heutzutage damit auseinander? Frank Schletter und das Ensemble haben sich in ihrer Arbeit dafür entschieden, das Problem mit klugem Humor zu behandeln. "Vor Frauen im Doktorhut bewahr uns Gott in Gnaden", sagt der junge Clitandre - und Schauspielerin Julie Seifert, die Bélise spielt, rastet aus: Das habe man doch entschieden wegzustreichen! Einer von vielen Ausbrüchen. So sehr Bélise in Molières Stück eine dämliche Figur ist, die bis zum Ende den Betrug Trissotins nicht durchschaut, so vehement weigert sich Seifert in der Rolle als Schauspielerin, bloßes Schmuckstück zu bleiben und rebelliert gegen die größten frauenfeindlichen Witze des Stücks.

Mit diesem Theater im Theater gelingt es der Pack-Truppe, sich elegant von Molières veralteter Botschaft zu distanzieren. Auch aus diesem Grund ein großes Vergnügen - für alle Seiten.